Kellergeschichten

Kellergeschichten

Ein rätselhaftes römisches Gebäude am Bauernmarkt

Kabinettausstellung im Römermuseum

B​​ei Ausgrabungen im Bereich des Bauernmarktes kam ein bedeutender Neufund zu Tage: ein 450 m² großer Keller. Eine Dimension, die selbst für ein Legionslager an der römischen Grenze außergewöhnlich ist. Die zeitliche Einordnung weist in das 4. Jahrhundert n. Chr., eine letzte Blütephase Vindobonas.

Die Interpretation dieses archäologischen Highlights erwies sich jedoch als schwierig. Es gab nur wenige Hinweise auf seine Nutzung. Um dem Rätsel näher zu kommen, mussten verschiedene Methoden angewandt werden. Durch fachübergreifende Zusammenarbeit und Vergleiche mit ähnlichen Bauten in anderen Städten des Römischen Reiches konnte der Kellerraum mit hoher Wahrscheinlichkeit als Gefängnis gedeutet werden.

Eine Zuordnung, die in diese Zeit der Eskalation passt: In der Spätantike wurde das römische Grenzgebiet an der Donau wiederholt von Krisen erschüttert. Bewaffnete Konflikte, eine hohe Steuerlast und Naturkatastrophen erschwerten das Leben der Menschen. Die neue Kabinettausstellung des Römermuseums soll deshalb nicht nur den Keller am Bauernmarkt mit seinen Funden und Deutungsmöglichkeiten präsentieren, sondern auch sein historisches Umfeld für die Besucher:innen nachvollziehbar machen.

Info

  • Römermuseum
    Hoher Markt 3
    1010 Wien

  • Eintritt

    Bitte wende Dich für weitere Informationen und die geltenden Bedingungen direkt an das Museum.

Es geschieht nicht oft, dass Ausgrabungen in der Wiener Innenstadt noch Überraschungen zu Tage bringen. Deshalb ist der ungewöhnlich gut erhaltene Keller mit einem massiven aus Quadern und Steinplatten gebauten Fenster etwas ganz Außergewöhnliches für uns. Mit seiner Größe von fast 450 m² ist er bisher einzigartig am Donaulimes.

Kristina Adler-Wölfl, Leiterin Stadtarchäologie Wien

Mit jeder Ausgrabung in Wien kommt ein neues Puzzlestück der Stadtgeschichte zutage. Zunächst steht man als Archäologin jedoch oft vor einem Rätsel. Der spätrömische Keller am Bauernmarkt war eine besondere Herausforderung: Um seine Funktion herauszufinden, war eine beinahe kriminalistische Vorgehensweise notwendig. Wir freuen uns, diesen spannenden Prozess in der Ausstellung präsentieren zu können.

Sophie Insulander, Kuratorin