Wels

Übersicht

O​​​vilava, auch Ovilavis genannt, ist der lateinische Name der römischen Siedlung, auf deren Gebiet sich die heutige Stadt Wels in Oberösterreich befindet. In der römischen Antike entwickelte sich Ovilava zu einem der wichtigsten Handels-, Kultur- und Verwaltungszentren der Provinz Noricum. Unter Kaiser Hadrian (117–138) wurde die Siedlung zur Stadt (municipium) erhoben und erhielt den offiziellen Namen municipium Aelium Ovilava. Einen weiteren Aufstieg erlebte sie unter Kaiser Caracalla (211–217), der sie in den Rang einer Kolonie (colonia) erhob, fortan colonia Aurelia Antoniniana Ovilava genannt. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde Ovilava im Zuge der Verwaltungsreformen Kaiser Diokletians (284–305) wahrscheinlich zur Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Noricum ripense (Ufernoricum).

»Die römische Vergangenheit eint uns alle. Begreifen wir unsere Geschichte als notwendige Reflexion auf Gegenwart und Zukunft und als Chance für die Entwicklung von Wels.«

Das heutige Wels bietet faszinierende Einblicke in seine römische Vergangenheit, die an mehreren Orten im Stadtgebiet sichtbar ist. Ein besonderes Highlight ist das antike Grabmedaillon eines römischen Ehepaares, das seit dem Mittelalter in die Fassade des Hauses am Stadtplatz 18 eingemauert ist. Die einstige spätantike Befestigung der Stadt aus dem 2./3. Jahrhundert wird durch das Fundament eines römischen Turmes in der Schubertstraße 37 sowie einen weiteren, öffentlich zugänglichen Rest der Stadtmauer in der Roseggerstraße 7 greifbar. Als Zeugnis für die Bedeutung von Wels als römischer Verkehrsknotenpunkt dient der römische Meilenstein, der heute bei der Mühlbachbrücke sichtbar aufgestellt ist. Ein bedeutendes frühchristliches Objekt ist zudem der Grabstein der Ursa aus dem 5. Jahrhundert, dessen Inschrift zu den ältesten nördlich der Alpen zählt.

Das Stadtmuseum Wels – Minoriten ist das zentrale Museum für die Archäologie von Wels und dem oberösterreichischen Zentralraum. Es befindet sich im ehemaligen Minoritenkloster am Minoritenplatz; dort bringt den Besuchern eine umfangreiche Ausstellung die frühe Geschichte der Stadt Wels von der Jungsteinzeit bis zur Zeit der Bajuwaren näher. Besonderes Augenmerk wird auf die für Wels so bedeutende Römerzeit gelegt. Die Funde, darunter Alltagsgegenstände, Schmuck, Werkzeuge und Grabbeigaben, dokumentieren das Leben in Ovilava. Die gesamte Ausstellung ist dabei geschickt in die historischen Reste des ehemaligen Minoritenklosters integriert, was zuäztlich ein ganz besonderes Ambiente schafft. Gleichermaßen ist die Aufbereitung des Themas, insbesondere für Kinder und Familien, besonders hervorzuheben.

Eine weitere Besonderheit in Wels ist der Verein Römerweg Ovilava: Die Idee zum Römerweg entstand in den späten 1990er-Jahren; Ziel war es, das beeindruckende römische Erbe von Wels auf eine neue, alltagsnahe Weise erlebbar zu machen. Anders als bei klassischen Ausstellungen begegnet man der Geschichte hier beim Einkaufen, Spazierengehen oder auf dem Weg zur Arbeit – durch dezente, aber wirkungsvolle Präsentationen im öffentlichen Raum. Und um diesem Konzept eine organisatorische Basis zu geben, wurde 1999 der Verein „Römerweg Ovilava“ gegründet. Von Anfang an standen neben touristischen auch archäologische Aufgaben im Fokus. Die rege Bautätigkeit in und um Wels verlangt Aufmerksamkeit und Engagement – denn jedes neue Bauprojekt kann wertvolle Bodendenkmäler gefährden. Deshalb zählt die Förderung und Unterstützung der Archäologie in Wels zu den zentralen Anliegen des Vereins.

Highlights der Vermittlungsstätte

  • Ausstellung im Stadtmuseum Wels – Minoriten

  • Grabmedaillon eines römischen Ehepaares, seit dem Mittelalter sichtbar in die Fassade des Hauses am Stadtplatz 18 integriert

  • Fundament eines der zahlreichen vorgelagerten Türme der römischen Stadtmauer in der Schubertstraße 37

  • öffentlich zugänglicher Rest der römischen Stadtmauer in der Roseggerstraße 7

  • Römischer Meilenstein bei der Mühlbachbrücke (und ursprünglich in der Nähe des Bahnhofs gefunden)

  • Grabstein der Ursa mit einer der ältesten frühchristlichen Inschriften im nördlichen Alpenraum aus dem 5. Jahrhundert

  • Römerweg und vielfältige weitere Römer-Angebote (Führungen etc.)

Info

  • Stadtmuseum Wels – Minoriten / Archäologische Sammlung
    Minoritenplatz 4
    4600 Wels

  • Römerweg Ovilava – Verein zur Erforschung der römischen Geschichte
    Pfarrgasse 24
    4600 Wels

  • Eintritt

    Bitte wende Dich für weitere Informationen und die geltenden Bedingungen direkt an das Museum.

Kontakt

Stadtmuseum Wels

Verein Römerweg Ovilava

Turm der Stadtmauer
Meilenstein
Grabmedaillon
Replik des Grabsteins der Ursa
Das Original ist im Stadtmuseum zu besichtigen.
Stadtmauer
Stadtmuseum Wels - Minoriten

Galerie